Die Wechseljahre bringen viele körperliche Veränderungen mit sich – doch über eine spricht kaum jemand: die Rückbildung der Klitoris. Dabei ist gerade sie für das sexuelle Empfinden eine zentrale Rolle. Viele Frauen merken plötzlich, dass ihre Lust abnimmt, Berührungen weniger intensiv sind oder sich der Intimbereich schlicht „anders“ anfühlt.
In diesem Artikel erfährst du, warum sich die Klitoris verändern kann, was das mit Hormonen zu tun hat und wie du ihre Gesundheit und Empfindsamkeit aktiv unterstützen kannst.
Was passiert in den Wechseljahren?
Mit Beginn der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel kontinuierlich. Das betrifft nicht nur den Zyklus oder die Schleimhaut, sondern auch Gewebe, Nerven und Durchblutung – besonders im Intimbereich.
Östrogen ist entscheidend für:
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die Elastizität und Feuchtigkeit der Vulva
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die Durchblutung der Klitoris
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die Nervenempfindlichkeit
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das allgemeine Lustempfinden
Weniger Östrogen bedeutet: Die Schleimhäute werden dünner, das Gewebe kann schrumpfen, die Durchblutung nimmt ab – und damit auch die Sensibilität.
Kann sich die Klitoris wirklich zurückbilden?
Ja, die Klitoris kann sich anatomisch und funktionell leicht zurückbilden – vor allem, wenn sie wenig stimuliert wird oder die Hormonveränderungen stark sind.
Mögliche Veränderungen:
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Die Klitoris wird kleiner oder zieht sich etwas zurück
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Sie wird weniger durchblutet und dadurch schlechter spürbar
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Die Lustempfindung nimmt ab oder wird träger
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Der Orgasmus fühlt sich schwächer oder verzögert an
Diese Veränderungen sind individuell verschieden – manche Frauen merken wenig, andere sehr deutlich.
Welche Rolle spielt Östrogen?
Östrogen sorgt dafür, dass das Gewebe gut durchblutet, elastisch und empfindsam bleibt. In der Menopause sinkt dieser Spiegel – und mit ihm:
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die Libido
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die Feuchtigkeit in der Scheide
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die Reaktion auf sexuelle Reize
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die Regeneration des empfindlichen Intimbereichs
Wenn zusätzlich Testosteron (das „Lusthormon“) abnimmt, verstärkt sich dieser Effekt. Auch das Gehirn verarbeitet sexuelle Reize dann anders – Lust entsteht nicht mehr so spontan, sondern braucht oft gezielte Zuwendung.
Was kannst du aktiv tun?
Die gute Nachricht: Du bist dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt viele Wege, die Durchblutung, Elastizität und Empfindsamkeit der Klitoris zu fördern.
1. Regelmäßige Stimulation
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Auch ohne Lust: Sanfte, bewusste Stimulation erhält die Durchblutung
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Masturbation ist Medizin für die Klitoris
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Vibration oder leichte Massage fördern die Sensibilität
2. Pflege mit feuchtigkeitsspendenden Produkten
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Intimgels mit Hyaluronsäure helfen, die Schleimhaut geschmeidig zu halten
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Vaginale Pflegeprodukte mit Milchsäure und pflanzlichen Ölen können zusätzlich unterstützen
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Vermeide aggressive Reinigungsprodukte oder Parfum im Intimbereich
3. Bewegung & Beckenboden
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Beckenbodenübungen fördern die Durchblutung und Körperwahrnehmung
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Yoga, Pilates oder gezielte Beckenbodenprogramme sind ideal
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Auch Ausdauertraining verbessert die Gefäßfunktion im ganzen Körper – inklusive Intimzone
4. Sexuelle Bildung & Kommunikation
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Veränderte Lust ist kein Defizit – sondern ein natürlicher Wandel
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Redet offen mit Partner*innen über Bedürfnisse und neue Formen von Intimität
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Erkunde neue Reize, Techniken oder Hilfsmittel, die zu dir passen
5. Hormonelle Unterstützung (optional)
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Lokale Östrogentherapie (z. B. als Creme oder Zäpfchen) kann die Vulva regenerieren helfen
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Auch systemische Hormonersatztherapie kann sinnvoll sein – nach individueller ärztlicher Beratung
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Testosteronpräparate für Frauen sind in Einzelfällen eine Option
Wann solltest du ärztlichen Rat einholen?
Wenn du folgende Veränderungen bemerkst, lohnt sich ein Gespräch mit einer erfahrenen Gynäkologin:
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Rückgang der Libido über längere Zeit
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Schmerzen beim Sex trotz Gleitmittel
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Gefühl von „Verspannung“ oder Taubheit im Intimbereich
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sichtbare Veränderungen an der Klitoris oder Vulva
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Unsicherheit über den Umgang mit hormonellen Veränderungen
Du hast das Recht auf medizinische Unterstützung – ohne Scham oder Tabu.
Fazit: Die Klitoris lebt – du kannst sie pflegen
Auch wenn sich dein Körper verändert: Die Klitoris bleibt ein aktiver, lebendiger Teil deiner Sexualität. Sie braucht in den Wechseljahren vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit – aber sie ist genauso da wie früher. Mit Pflege, bewusster Stimulation und einem liebevollen Umgang mit dir selbst kannst du sie wach halten und neu entdecken.
Veränderung bedeutet nicht Verlust – sondern eine neue Phase deiner Sexualität. Und die darf erfüllend, lustvoll und ganz dir gehören.